Das kleine ET420-Lexikon

Gleitschutz

 

Beim Bremsen mit der elektrodynamischen-, oder der Druckluftbremse kann es speziell bei schmierigen Schienen zu einer Überbremsung der Radsätze kommen. Dies bedeutet, dass die Bremskraft auf einen oder mehrere Radsätze höher ist, als der Reibwert zwischen den Rädern und den Schienen.
Die Folge: Der oder die betroffenen Radsätze blockieren und schleifen (in der Fachsprache nennt man das gleiten). Hierdurch können Flachstellen und Aufschweißungen an den Rädern, sowie im Extremfall verdrehte Radreifen entstehen, was jeweils hohe Reparaturkosten und Ausfallzeiten nach sich ziehen würde. Deshalb sind moderne Fahrzeuge mit einem sogenannten Gleitschutz ausgestattet, der diese Überbremsungen und deren Folgen durch gezieltes auslösen der Bremse an den gleitenden Radsätzen vermeiden soll.

Die Triebzüge ET 420/421 sind mit einem modernen elektropneumatischen Gleitschutz ausgestattet. Bei diesem ist mindestens ein elektronisches Steuergerät (unter einer Sitzgruppe im Fahrgastraum) pro Wagen vorhanden, dass die Geschwindigkeitssignale der vier Achsen des Wagens vergleicht. Einheiten der frühen Bauserien, wie die z.B. in Frankfurt, besitzen je Kurzzug sogar sechs Gerätschaften. Diese befinden sich in den Endwägen im Bereich des ersten Bremsschützes, bzw. am zweiten Trennschütz. Im Mittelwagen befinden sich die Geräte in dem Bereich in welchem auch die Bremsschütze untergebracht sind.

Um die Geschwindigkeitssignale zu ermitteln ist an jeder Achse diagonal versetzt auf dem Achslagergehäuse ein Polrad angebaut, von welchem ein elektrischer Impulsgeber angeregt wird. Anhand dieser Impulse kann das Steuergerät die Drehzahlen der einzelnen Radsätze feststellen. Wird nun eine zu große Drehzahldifferenz zwischen zwei Radsätzen festgestellt, so steuert der Gleitschutzrechner das entsprechende Gleitschutzventil an, welches die Bremszylinder des betroffenen Radsatzes entlüftet und somit kurzzeitig die Bremse löst.

Ursprünglich wirkte der Gleitschutz nur auf die Druckluftbremse. Da jedoch festgestellt wurde, dass es bedingt durch die hohe Bremskraft der elektrodynamischen Bremse auch hier zu Überbremsungen kommen kann wurde vor einigen Jahren an vielen Fahrzeugen ein Gleitschutzumbau ausgeführt. Bei diesen Fahrzeugen wirkt der Gleitschutz jetzt auch auf die E-Bremse.
Stellt ein Gleitschutzgerät whrend einer Bremsung mit der elektrodynamischen Bremse einen gleitenden Radsatz fest, so wird über die Fahrzeugsteuerung der Bremsstrom an der betroffenen Anlage auf 200A je Motor zurückgeregelt. Erkennbar sind diese umgebauten Fahrzeuge an einem zustäzlichen KS "Einfluss Gleitschutz", mit dem der Einfluss des Gleitschutzes auf die E-Bremse abgeschaltet werden kann, jedoch nicht der Einfluss auf die Druckluftbremse, wie irrtümlicherweise häufig behauptet wird. Als Steuergeräte kommen sowohl Mannesmann-Rexroth Pneumatic WGMC-, als auch Knorr MGS 1.0-Gerte zum Einsatz.

(mw/cs)
28.05.2008